Ein Haus mit neuer grauer Holzfassade, die als Dämmung dient, steht auf einem Grundstück mit Rasenfläche.
Die Gebäudehülle um dieses Mehrfamilienhaus – das ecoworks-Pilotprojekt in Hameln – sorgt für energieeffizientes Wohnen. Zum Einsatz bei der Dämmung kommen Holz und Zellulose. Foto: ecoworks

ecoworks

Wie dieses Startup Häuser CO2-neutral in Serie saniert

01.02.2023 | Lesedauer: 4 Minuten

Energiewende bedeutet auch Bauwende

Deutschland will bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden. Um die Energiewende erfolgreich umzusetzen, muss auch die Bauwende gelingen. Denn Bauen trägt einen erheblichen Teil zum CO2-Ausstoß bei: Es verursacht ganze 40 Prozent der hiesigen Treibhausgas-Emissionen, stellte das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung im Jahr 2020 fest.

Laut Deutscher Energieagentur (dena) müssen zudem drei Viertel der rund 22 Millionen Häuser besser isoliert werden. Eine Mammutaufgabe. Der anhaltende Sanierungsstopp, unter anderem bedingt durch den Mangel an Handwerker*innen, spielt diesem Vorhaben nicht gerade in die Karten. Hinzukommt, dass Millionen Bewohner*innen aufgrund der schlechten Dämmung viel heizen und entsprechend viel zahlen müssen – bei den steigenden Energiepreisen nicht gerade erfreulich, denn Wohnraum muss immer noch bezahlbar bleiben.

Hier setzt ecoworks an. Das Berliner Start-up baut eine „zweite Haut“ für Gebäude, die dämmt und produziert diese in Serie. Vor einigen Jahren wurde das Konzept noch abgetan, da es noch nicht ausreichend erprobt war, mittlerweile rückt es immer mehr in den Fokus. Und das nicht nur bei Wohnbaugesellschaften, sondern auch auf Bundesebene. So will die Ampelkoalition das serielle Sanieren ausbauen, indem sie die Förderung erhöht und das Forschungsprogramm Zukunft Bau weiterentwickelt.

Als Vorbild dient hier das niederländische Energiesprung-Prinzip, bei dem Gebäude in einem einzigen Schritt so umfassend saniert werden, dass sie nahezu keinen Energiebedarf mehr haben und fast vollständig CO2-frei sind. Doch wie genau funktioniert das Ganze? Ein zentraler Aspekt ist die industrielle Vorfertigung.

Serielle Fertigung mithilfe von Hightech und Robotern

ecoworks stellt Gebäudehüllen her, die sich einfach und schnell an die Häuser anbringen lassen. Dafür begehen Mitarbeitende die Gebäude von innen und außen mit speziellen 3D-Kamera-Rucksäcken und scannen millimetergenau die komplette Stätte. So wird ein digitaler Zwilling des Hauses erstellt. Roboter übernehmen dann rund 80 Prozent der Arbeit, die sonst Fachkräfte erledigen: Sie montieren in einer hochautomatisierten Fabrik Fenster, Türen, Heizung und Lüftung an die Dach- und Fassadenelemente.

Anschließend werden die bis zu drei mal zwölf Meter großen, maßgeschneiderten Fertigmodule installiert. Während Bewohner*innen bei klassischen Sanierungen, bei denen die Fassaden Schritt für Schritt gedämmt werden, monatelang unter Baumaßnahmen leiden, sind es bei ecoworks im Schnitt zwei bis drei Wochen. Bewohner*innen müssen außerdem ihr Haus bei ecoworks-Nachrüstungen nur zwei Tage verlassen, im Gegensatz zu sechs bis acht Wochen bei einer herkömmlichen Renovierung.

Die Zeit- und Kostenersparnis ist also groß, nicht nur auf Produktionsseite, sondern auch für Bewohner*innen.

Eine Baustelle mit zwei Häuserreihen. Auf der linken Häuserreihe sieht man Photovoltaik-Anlagen und eine dämmende Fassade ums Gebäude. Menschen schauen sich die Arbeiten an.
Rechts alt, links neu: So sieht eine ecoworks-Baustelle aus. An den Gebäudewänden ist die dämmende Fassade gesetzt, auf das Dach wurde eine Photovoltaikanlage verlegt. Foto: ecoworks

Das Haus als Kraftwerk – durch Net-Zero-Modernisierungen

Die Wärmedämmungen von ecoworks fallen unter das Konzept der „Net-Zero-Modernisierung“. Das sind Maßnahmen zur Verbesserung von Gebäuden, die den Energieverbrauch auf Null reduzieren. Es werden erneuerbare Energien genutzt, um einen klimaneutralen Zustand zu erreichen. Ziel ist es, Gebäude so zu gestalten, dass sie keine Netto-CO2-Emissionen aufweisen.

Zwei Männer, die Gründer des Startups ecoworks, sitzen draußen auf einer Bank und schauen freundlich in die Kamera.
Die beiden Gründer Gregor Loukidis (links) und Emanuel Heisenberg (rechts) sanieren Gebäude nach dem Energiesprung-Prinzip. Das macht die Häuser klimaneutral. Foto: ecoworks

Bei ecoworks erzeugen Photovoltaikanlagen auf den Hausdächern Strom. Die Anlagen sind wiederum an Wärmepumpen gekoppelt, die die Wohnungen mit Wärme und Warmwasser versorgen. Als sogenannte Null-Energie-Häuser sollen die renovierten Mehrfamilienhäuser in der Lage sein, ihren eigenen Bedarf an Energie für Heizung, Warmwasser und Strom zu decken – und sogar zu übersteigen. In der Regel könnten, so ecoworks, 70 bis 80 Prozent der Energiekosten gespart werden.

ecoworks verzichtet auf die kohlenstoffintensiven Materialien, die üblicherweise im Bau eingesetzt werden und setzt stattdessen auf erneuerbare Energien wie Holz für die Fassadenverkleidung und Zellulose als Isoliermaterial. Holz speichert CO2 so lange, wie es verbaut ist – bei den ecoworks-verkleideten Gebäuden können das 50 bis 100 Jahre sein.

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