Energiewende bedeutet auch Bauwende
Deutschland will bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden. Um die Energiewende erfolgreich umzusetzen, muss auch die Bauwende gelingen. Denn Bauen trägt einen erheblichen Teil zum CO2-Ausstoß bei: Es verursacht ganze 40 Prozent der hiesigen Treibhausgas-Emissionen, stellte das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung im Jahr 2020 fest.
Laut Deutscher Energieagentur (dena) müssen zudem drei Viertel der rund 22 Millionen Häuser besser isoliert werden. Eine Mammutaufgabe. Der anhaltende Sanierungsstopp, unter anderem bedingt durch den Mangel an Handwerker*innen, spielt diesem Vorhaben nicht gerade in die Karten. Hinzukommt, dass Millionen Bewohner*innen aufgrund der schlechten Dämmung viel heizen und entsprechend viel zahlen müssen – bei den steigenden Energiepreisen nicht gerade erfreulich, denn Wohnraum muss immer noch bezahlbar bleiben.
Hier setzt ecoworks an. Das Berliner Start-up baut eine „zweite Haut“ für Gebäude, die dämmt und produziert diese in Serie. Vor einigen Jahren wurde das Konzept noch abgetan, da es noch nicht ausreichend erprobt war, mittlerweile rückt es immer mehr in den Fokus. Und das nicht nur bei Wohnbaugesellschaften, sondern auch auf Bundesebene. So will die Ampelkoalition das serielle Sanieren ausbauen, indem sie die Förderung erhöht und das Forschungsprogramm Zukunft Bau weiterentwickelt.
Als Vorbild dient hier das niederländische Energiesprung-Prinzip, bei dem Gebäude in einem einzigen Schritt so umfassend saniert werden, dass sie nahezu keinen Energiebedarf mehr haben und fast vollständig CO2-frei sind. Doch wie genau funktioniert das Ganze? Ein zentraler Aspekt ist die industrielle Vorfertigung.
Serielle Fertigung mithilfe von Hightech und Robotern
ecoworks stellt Gebäudehüllen her, die sich einfach und schnell an die Häuser anbringen lassen. Dafür begehen Mitarbeitende die Gebäude von innen und außen mit speziellen 3D-Kamera-Rucksäcken und scannen millimetergenau die komplette Stätte. So wird ein digitaler Zwilling des Hauses erstellt. Roboter übernehmen dann rund 80 Prozent der Arbeit, die sonst Fachkräfte erledigen: Sie montieren in einer hochautomatisierten Fabrik Fenster, Türen, Heizung und Lüftung an die Dach- und Fassadenelemente.
Anschließend werden die bis zu drei mal zwölf Meter großen, maßgeschneiderten Fertigmodule installiert. Während Bewohner*innen bei klassischen Sanierungen, bei denen die Fassaden Schritt für Schritt gedämmt werden, monatelang unter Baumaßnahmen leiden, sind es bei ecoworks im Schnitt zwei bis drei Wochen. Bewohner*innen müssen außerdem ihr Haus bei ecoworks-Nachrüstungen nur zwei Tage verlassen, im Gegensatz zu sechs bis acht Wochen bei einer herkömmlichen Renovierung.
Die Zeit- und Kostenersparnis ist also groß, nicht nur auf Produktionsseite, sondern auch für Bewohner*innen.