Vier Menschen halten jeweils eine leuchtende Glühbirne in die Höhe
Gemeinschaftlich erzeugten Ökostrom teilen - das ist die Idee von Energy Sharing. Viele Haushalte könnten davon profitieren. Foto: AdobeStock

Energy Sharing

Gemeinsam Energie schaffen

28.10.2022 | Lesedauer: 5 Minuten

Wo kommt eigentlich der Strom her? Wenn es nach Caspar Bayer ginge, idealerweise vom eigenen Dach. Oder auch vom Dach der Nachbarn. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern Christian Zellmer, Jannis Hübl und Johannes Miller hat der studierte Ingenieur das Münchner Start-up Golfstrom gegründet.

Das Ziel: Die vier Gründer wollen den Ausbau der Solarenergie schnell und einfach vorantreiben und es möglichst vielen Menschen ermöglichen, auf klimafreundlichen Ökostrom zurückzugreifen – auch jenen, die kein eigenes Dach mit Solaranlage besitzen.

Schnelligkeit ist dabei entscheidend, sagt Caspar Bayer: „In den letzten Jahren ist die Klimakrise immer präsenter geworden. Es bleiben nur wenige Jahre, um die Energieversorgung komplett auf erneuerbare Energien umzustellen. Und zugleich sieht man nach wie vor nur auf rund jedem zehnten Gebäude eine Solaranlage.

Wie funktioniert Golfstrom?

Das Start-up greift Menschen, die planen, auf Solarstrom umzusteigen, unter die Arme – etwa bei der Planung. „Hausbesitzer*innen können uns kostenlos über unsere Plattform anfragen, dann überprüfen wir die Eignung der Dachfläche und stellen einen Kontakt zu einem lokalen Solarfachbetrieb her“, erklärt Caspar Bayer.

In anderen Fällen stellen auch die lokalen Partnerbetriebe von Golfstrom den Kontakt zu Hausbesitzer*innen her. Ein Anreiz für Interessierte ist, dass sie die Solaranlage zunächst nur mieten und erst später kaufen können, sagt Bayer: „Grundsätzlich übernimmt Golfstrom bei der Solarmiete die Finanzierung der Projekte, den Service über die Mietdauer und die Koordination mit den lokalen Fachpartner*innen über unsere Plattform.“

Dabei wird ein vollständig kooperativer Ansatz verfolgt: Egal ob Solarfachbetrieb, Ökostromanbieter oder Energiegenossenschaft – alle ziehen als regionale Energiegemeinschaften an einem Strang. Gleichzeitig sollen diese Energiegemeinschaften klimabewussten Unternehmen und NGOs die Möglichkeit geben, als Botschafter weitere Menschen zu erreichen und für das Thema erneuerbare Energien zu begeistern.

Wer selbst kein Dach besitzt, kann sich finanziell per Crowdinvesting an den Anlagen beteiligen – das geht bereits ab einer Summe von 5 Euro. Sobald die gesetzliche Regelung es erlaubt, soll dann auch echtes Energy Sharing möglich sein.

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Das Start-up Golfstrom bringt Akteure, die sich für den Ausbau erneuerbaren Energien engagieren wollen, in Energiegeminschaften zusammen. Foto: Golfstrom Energy GmbH

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Das Start-up Golfstrom will es möglichst vielen Menschen ermöglichen, auf klimafreundlichen Ökostrom umzusteigen – auch jenen, die kein eigenes Dach mit Solaranlage besitzen. Foto: Golfstrom Energy GmbH

Das Gründerteam des Start-ups Golfstrom: Janine Hübl, Christian Zeller, Johannes Miller und Caspar Bayerwidth

Das Gründerteam des Start-ups Golfstrom: Janine Hübl, Christian Zeller, Johannes Miller und Caspar Bayer (v.l.n.r.). Foto: Golfstrom Energy GmbH

Was ist Energy Sharing?

Der Begriff Sharing Economy ist in aller Munde. Von Leihfahrrädern und Secondhand-Onlineshops bis zu Großunternehmen wie Airbnb und Uber – Teilen liegt im Trend.

Besonders nachhaltig und auch finanziell interessant wird es beim Thema Energy Sharing. Die Idee: Bürger*innen produzieren lokal ihren eigenen Ökostrom und nutzen ihn gemeinsam. Zwar fehlt in Deutschland noch die gesetzliche Grundlage, um mit Energy Sharing wirklich loszulegen - obwohl die Europäische Union Energy Sharing bereits 2019 in der Erneuerbare-Energien-Richtlinien verankert hat.

Doch lange sollte es nicht mehr dauern, bis der Rahmen auch in Deutschland geschaffen wird. Verschiedene Energiegemeinschaften in Spanien, Italien oder Österreich machen bereits vor, wie erfolgreiches Energy Sharing in Zukunft aussehen könnte.

Energy Sharing: Mehrzahl der Haushalte könnte finanziell profitieren

Und nicht nur dem Klima käme der Umstieg auf Energy Sharing zugute, sondern auch dem eigenen Geldbeutel. So hat das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) ausgerechnet, dass 90 Prozent aller Haushalte in Deutschland von günstigeren Strompreisen profitieren könnten – selbst diejenigen also, die sich finanziell nur gering beteiligen, beziehungsweise über kein eigenes Dach verfügen.

Günstig, selbstbestimmt und unabhängig – es spricht also viel dafür, dass Energy Sharing das entscheidende Puzzleteil in der klimafreundlichen Energieversorgung ist.

Golfstrom bringt Energiegemeinschaften zusammen

Die beiden tragenden Säulen einer klimafreundlichen Stromerzeugung sind Windkraft und Solarenergie. Sobald die Gesetzgebung Energy Sharing tatsächlich ermöglicht, könnten dafür Solaranlagen auf dem Dach, aber auch Windkraft- oder Photovoltaikanlagen in der direkten Umgebung genutzt werden.

Golfstrom setzt derweil ausschließlich auf Solarenergie. Warum, erklärt Caspar Bayer: „Die ist viel schneller umsetzbar und so flächendeckend, dass sich viele Leute unkompliziert daran beteiligen können.“ Denn aktives, schnelles Handeln ist für Golfstrom der einzige Weg in eine Zukunft ohne Klimakatastrophen.

Die Vision ist glasklar: „Eine dezentrale Energieversorgung aus 100 Prozent erneuerbaren Energien, in der sich Menschen vor Ort selbst versorgen und Energie in der Gemeinschaft teilen“.

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