Luftaufnahme des Dorfes Feldheim in Brandenburg
Feldheim in Brandenburg ist das erste energieautarke Dort in Deutschland. Foto: Energiequelle GmbH

Feldheim in Brandenburg

Ein Dorf schafft die Energiewende

20.09.2022 | Lesedauer: 4 Minuten

Sorgen über steigende Energiepreise muss sich in Feldheim niemand machen: Denn das brandenburgische Dorf, ein Ortsteil der Stadt Treuenbrietzen, versorgt nicht nur seine 130 Einwohner komplett selbst mit erneuerbarem Strom. Inzwischen produzieren die Windkraftanlagen, eine Biogasanlage, eine Hackschnitzelheizung und ein Solarpark so viel Energie, dass Feldheim viel überschüssigen Strom ins öffentliche Netz einspeisen kann.

Der Weg zum ersten energieautarken Dorf Deutschlands

Der Bau der ersten Windkraftanlagen begann schon 1994. Der Potsdamer Bauingenieurswesen-Student Michael Raschemann setzte sich damals aus persönlicher Überzeugung für den Bau von vier Windkrafträdern auf einer Anhöhe in Feldheim ein, bei einer Bürgerversammlung stimmte die Mehrheit der Anwohner für das Vorhaben.

Nach dem Studium gründete Michael Raschemann mit seiner Frau Doreen und einem gemeinsamen Freund namens Joachim Uecker das Unternehmen Energiequelle GmbH. Heute betreibt die Firma Windenergie, Biomasse- und Photovoltaikanlagen in ganz Deutschland sowie in Frankreich und Finnland. Nach und nach wuchs die Anzahl der Windräder auch auf der Feldheimer Anhöhe immer weiter. Inzwischen stehen dort 55 Windräder, die insgesamt 50.000 Haushalte mit Strom versorgen.

Blick auf die Biogasanlage in Feldheim.width

Durch die Biogasanlage, in der aus Gülle, Roggenschrot und Maissilage Energie gewonnen wird, spart Feldheim 260.000 Liter Heizöl jedes Jahr. Foto: Molgreen/Wikimedia

Blick auf den Energiespeicher in Feldheim.width

Aus der Initiative „Energieautarker Ort Feldheim“ entstand die Feldheim Energie GmbH & Co. KG. Kommanditisten sind ausschließlich Grundstückseigentümer aus Feldheim. Foto: Molgreen/Wikimedia

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Sitz des Fördervereins des Neue Energie Forums Feldheim. Foto: Molgreen/Wikimedia

Feldheim versorgt nicht nur sich selbst

Doch damit nicht genug: Eine Biogasanlage gewinnt seit 2008 Energie aus Gülle, Roggenschrot und Maissilage. Der Ortsteil spart so ganze 260.000 Liter Heizöl jedes Jahr. Dabei entstand die Idee zu der Biogasanlage eigentlich aus finanzieller Not heraus: Die Landwirte Feldheims konnten mit ihren Agrarprodukten Mitte der 2000er Jahre kaum mehr Gewinne erzielen. Strom aus Biogasanlagen hingegen wurde von der Bundesregierung großzügig vergütet.

Zuletzt wurde die Feldheimer Energie-Autarkie noch um ein modernes Holzhackschnitzel-Heizwerk sowie eine Power-to-Heat-Anlage ergänzt. Beide Anlagen sorgen dafür, dass die Feldheimer auch an besonders kalten Wintertagen warme Stuben haben.

Ein besonders wichtiger Schritt für Feldheim war schließlich die Inbetriebnahme eines eigenen Stromnetzes zur Versorgung des Ortes mit dem im Windpark produzierten Strom. Im Jahr 2015 wurde in Feldheim Europas größter Stromspeicher gebaut. Gespeist wird er aus dem Windpark, überschüssiger Strom fließt ins öffentliche Netz.

Ich könnte mich zurück­lehnen und sagen: Energie­wende erledigt und fertig. Wollen wir aber nicht.

Michael Knape,­Bürgermeister von Feldheim

Feldheim als Blaupause für andere Kommunen

Während viele Menschen aufgrund von Putins Gasrationierung dem kommenden Winter verständlicherweise entgegenbangen, haben die Bewohner Feldheims somit nichts zu befürchten. „Ich könnte mich zurücklehnen und sagen Energiewende erledigt und fertig“, sagte kürzlich Feldheims Bürgermeister Michael Knape in einem Interview mit der Deutschen Welle, um gleich hinzuzufügen: „Wollen wir aber nicht.“

Feldheim wolle vielmehr auch anderen Kommunen auf der ganzen Welt zeigen, dass Wege existieren, sich eigene Wertschöpfungsketten zu schaffen und sich damit unabhängig von politischen Entscheidungen zu machen. Denn dass Stromversorgung aus erneuerbaren Energien bestens funktioniert, das hat dieses brandenburgische Dorf wohl hinreichend bewiesen.

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