Vier Personen posieren in einem Büro.
Immer mehr grüne Fintech-Lösungen mischen den Finanzsektor auf und sorgen für echten Impact für Umwelt und Gesellschaft. Foto: Getty Images

Sustainable Finance

Wie diese 4 Fintechs ökologische Verantwortung übernehmen

22.12.2022 | Lesedauer: 6 Minuten

Fintechs für Future

Die Finanzmärkte werden grüner: Man findet zunehmend Fintech-Start-ups, die Nachhaltigkeit in ihre Geschäftsmodelle integrieren. Mit den Kapitalanlagen ihrer Kund*innen wollen sie den Klimawandel befördern und sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen.

Nachhaltige Fintech-Start-ups stoßen auch bei Investor*innen immer mehr auf Anklang. Insbesondere ESG-Fintechs (Environment, Social und Governance) nehmen hier eine wichtige Rolle ein. So zeigt eine Studie von Ernst & Young: Allein im Jahr 2022 flossen bis September mehr als 641 Millionen US-Dollar Investitionsgelder in europäische ESG-Fintechs. 2021 waren es 844 Millionen US-Dollar.

Auch die Anzahl der in Europa ansässigen ESG-Fintechs hat zugenommen: Etwa die Hälfte der rund 500 Start-ups in dem Bereich haben sich erst in den vergangenen drei Jahren gegründet. Damit sind aktuell circa 5 Prozent aller Fintech-Start-ups in Europa ESG-Fintechs. Wichtige Standorte sind London, Berlin und Paris.

Welche deutschen Fintech-Gründer*innen streben einen Wertewandel an?

1. Grüne Investments für ein besseres Morgen: Tomorrow Bank

Die Tomorrow Bank ist eine Ökobank aus Hamburg, die nachhaltige Projekte unterstützt. Sie verzeichnet derzeit 120.000 Kund*innen, deren Spareinlagen sie ausschließlich in grüne Fonds und Aktien investiert. Diese unterliegen einem sehr strengen Auswahlprozess. Bei jeder Kreditkarten-Transaktion finanziert die Smartphone-Bank zudem ein Klimaschutzprojekt oder ein soziales Projekt; die Kontogebühren sollen Emissionen ausgleichen.

„Wie wollen wir morgen leben?“ war bei der Unternehmensgründung im Jahr 2018 die Leitfrage der drei Gründer Jakob Berndt, Michael Schweikart und Inas Nureldin. Mit dem Investment in zukunftsfähige Branchen und sozial-ökologische Programme wollen sie einen positiven Wandel erwirken. Ihre Idee findet Anklang: Die Kund*innen haben sich zu einer wahren Community zusammengefunden, die fest an die Mission der Bank glaubt – bei einer Crowdfinanzierungs-Aktion haben die Tomorrow-Fans in nur wenigen Stunden rund drei Millionen Euro in die Bank gesteckt.

2. Dem Team und der Umwelt etwas Gutes tun: GuudCard

„Benefits for a Better Future“ – das verspricht die GuudCard. Das Münchener Start-up bietet eine Mastercard für Mitarbeiter*innen-Benefits. Mit dieser erhalten Firmen die Möglichkeit, ihren Mitarbeitenden bis zu 50 Euro monatlich steuer- und sozialabgabenfrei über Sachbezüge zukommen zu lassen. Der Unterschied zu konventionellen Sachbezügen: Die Arbeitnehmer*innen können mit ihrer Sachbezugskarte ausschließlich im nachhaltigen Einzel- und Onlinehandel einkaufen gehen. So leisten alle Beteiligten einen positiven Beitrag zum Umweltschutz. Zu den Unternehmen gehören etwa Bio-Supermärkte, Unverpackt-Läden, Modelabels oder Naturkosmetikanbieter*innen.

Eine Frau kauft in einem Unverpackt-Laden Pasta ein.
Die GuudCard will zu bewussterem Einkaufen in nachhaltigen Geschäften animieren. Foto: Adobe Stock

Die zwei Gründerinnen Susanna Mur und Alina Friedrichs wollen mit ihrer Geschäftsidee vor allem eins erreichen: dass nachhaltige Konsumentscheidungen zur Normalität werden. Über die App können Karteninhaber*innen neue Orte entdecken und ausprobieren – das animiert bei Gefallen dazu, verstärkt nachhaltig einzukaufen und öfter auch mal kleinere Geschäfte anzusteuern. Dadurch wird wiederum die Handelsvielfalt in den Städten gestärkt.

3. Tracking des CO2-Firmenfußabdrucks: right. based on science

Wie sieht eigentlich die CO2-Bilanz im Unternehmen aus – und wie lässt sie sich verbessern? Das Climate Tech Start-up right. based on science aus Frankfurt am Main unterstützt Firmen dabei, ihre Klimawirkung zu minimieren. Dafür hat das Team das XDC-Modell (X-Degree Compatibility) entwickelt, das „die Temperatur von Unternehmen misst“ und ihnen so zeigt, ob sie auf dem richtigen Weg zum 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommen, also „Paris-kompatibel“ sind.

Mit der Software lassen sich verschiedene Szenarien durchspielen. Dies ermöglicht den Kund*innen, die Klimaauswirkungen unterschiedlicher wirtschaftlicher Aktivitäten zu analysieren, Reporting-Pflichten zu erfüllen, wirkungsvolle Klimastrategien zu definieren und Investment-Entscheidungen zu treffen.

Zwei Frauen besprechen etwas an einem Computer.
Für Unternehmen wird es immer wichtiger, ihren ökologischen Fußabdruck zu kennen – und zu optimieren. Foto: Getty Images

Hannah Helmke hat das Start-up 2016 zusammen mit Dr. Sebastian Müller gegründet. Zu ihren Kund*innen zählen große Konzerne genauso wie staatlich geförderte Forschungsprojekte oder NGOs. Mit ihrem Analyse-Tool dürften sie auf Erfolgskurs bleiben, denn es ist davon auszugehen, dass strengere CO2-Vorgaben sowie wachsender gesellschaftlicher Druck Geschäftsmodelle wie diese weiterhin antreiben.

4. Mit Filterfunktion gegen Greenwashing: Cooler Future

Cooler Future ist ein deutsch-finnisches Fintech, das sich 2019 gegründet hat. Gestartet ist das Team mit einer App für grüne Investments, im Herbst 2022 haben sie ihr Geschäftsmodell angepasst. Das neue Produkt soll Anleger*innen dabei helfen, den Impact ihrer Portfolios zu bewerten und zu optimieren.

Bei vielen ESG-Investitionen ist nämlich nicht zu einhundert Prozent sicher, dass das angelegte Geld auch tatsächlich eine nachhaltige Wirkung erzeugt. Denn es gibt keine einheitlichen Standards und Begriffe wie „nachhaltig“ oder „grün“ sind nicht geschützt. Ein Expert*innen-Team von Cooler Future hat Filter entwickelt, die über die ESG-Filter hinausgehen und demnach mehr Sicherheit bei nachhaltigen Investment-Produkten bieten sollen.

Dass das Fintech-Start-up solch einen Pivot hingelegt hat, zeigt, wie dynamisch der Markt ist – und wie viele Potenziale noch in ihm stecken.

Sustainable Finance: zusammen für ein zukunftsfähiges Ökosystem

Kapital als Hebel für nachhaltige Veränderung: Mit ihren Innovationen leisten Fintech-Start-ups einen wichtigen Beitrag für eine grünere Zukunft. Die umweltbewusste Zielgruppe wächst und die Nachfrage nach grünen Produkten steigt. Ein ungebremster Klimawandel wird drastische makroökonomische Folgen haben. Bleibt zu hoffen, dass immer mehr Banken, Versicherungen, Investor*innen, Payment-Dienstleister*innen oder Asset Manager*innen sich auf die neue grüne Ära ausrichten.

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