Frauen in Tansania pflanzen kleine Baumsätzlinge an.
Das Berliner Start-uo "Grow My Tree" verkauft online Baumpatenschaften. Einheimische in Tansania, Indien, Nepal, Madagascar und Äthiopien pflanzen diese gekauften Bäume bei sich an und können damit ihre eigene Lebensqualität verbessern. Foto: ImpactHero

Grow my Tree

Umweltschutz als Weihnachtsgeschenk

08.12.2022 | Lesedauer: 6 Minuten

Sicher, es gibt derzeit brennendere Fragen als die nach dem passenden Weihnachtsgeschenk. Aber gerade in Zeiten von Energiekrise, Kriegen und Inflation ist das Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Nähe groß – und die wird durchs Schenken unterstrichen.

Wer dabei keine Lust auf Sandwichmaker oder Motto-Kaffeetassen hat, sondern nachhaltig und konsumbefreit schenken möchte, kann sich von „Grow My Tree“ helfen lassen. Das Berliner Start-up ermöglicht das Pflanzen von Bäumen – ohne, dass man dafür selbst die Schaufel schwingen muss.

So viel kosten die Baum-Pakete

Umweltschutz leicht gemacht, so könnte man die Philosophie von „Grow My Tree“ übersetzten. Per Mausklick lassen sich ein oder mehrere Bäume verschenken. Wer den Freundes- und Familienkreis mit einem kleinen Wald von 22 Bäumen überraschen will, zahlt 49,50 Euro. Ein Baum kostet 4,80 Euro. Das größte Paket, genannt „Climate Rockstar“, kostet 484 Euro, umfasst die Pflanzung von 440 Bäumen – und repräsentiert damit in etwa die Neutralisation des jährlichen CO2-Ausstoßes eines durchschnittlichen Menschen in Deutschland.

Sozialer Einfluss im globalen Süden

Allerdings geht es nicht allein darum, den eigenen CO2-Fußabdruck zu verkleinern, sagt Gründerin Dijana Galijasevic: „Das Pflanzen der Bäume ist ein wirkungsvolles Mittel gegen die Klimakrise, aber uns ist auch der soziale Einfluss wichtig. Die Menschen, die die Bäume anpflanzen, können ihre Lebenssituation vor Ort erheblich verbessern, außerdem wird das Öko-System vor Ort wiederhergestellt.“

Porträt von Dijana Galijasevic, Gründerin des Berliner Start-ups
Dijana Galijasevic hat das Berliner Start-up "Grow My Tree" gegründet. Foto: ImpactHero

Das Start-up arbeitet mit Baum-Projekten in Tansania, Indien, Nepal, Madagascar und Äthiopien zusammen.

Tatsächlich gehen die gepflanzten Bäume in den Besitz der lokalen Gemeinschaften über. Das Baum-Geschenk ist also einerseits ideell – und gleichzeitig sehr konkret, was den positiven Einfluss auf das Klima und die Menschen vor Ort betrifft. Ein beim Kauf erhältliches Zertifikat belegt zudem, dass der Baum angepflanzt wurde, gehegt und gepflegt wird.

Das ist die Geschichte von „Grow My Tree“

Die Idee zu „Grow My Tree“ entstand aus Sorge vor der Zukunft und dem Willen, eben jene Zukunft besser zu gestalten, sagt Dijana Galijasevic. Gemeinsam mit Mitbegründerin Nadja Wendenburg starteten sie vor zwei Jahren: „Wir haben zunächst geschaut, ob Menschen überhaupt interessiert sind, Bäume zu verschenken.“ Und es zeigte sich – sie waren interessiert.

Auch immer mehr Unternehmen kommen auf das Start-up zu: „Wir bemerken ein großes Interesse von Unternehmen, die sich für den Umweltschutz einsetzen möchten. Allerdings wissen die nicht immer, wie und was sie bewegen können.“

Seit Gründung sind nicht nur jede Menge Bäume gewachsen, sondern auch „Grow My Tree“ selbst. 14 Mitarbeiter*innen arbeiten aktuell für das Start-up, der Großteil weiblich und international, wie Dijana Galijasevic stolz erzählt. Selbst in Bosnien geboren und in Slowenien aufgewachsen, hat sie ihren Doktor in ethischer Geschäftsführung in Deutschland gemacht.

Baumsätzlinge stehen Reihe in Reihe. Sie werden gerade gegossen.
Das Baum-Projekt in Tansania trägt dazu bei, das dortige Öko-System zu vergessern. Foto: ImpactHero

Grüne Produkte für Unternehmen

Mittlerweile richtet sich das Start-up nicht mehr nur an Einzelpersonen, sondern auch an Firmen: „Durch die Angestellten und Kund*innen erreichen Unternehmen viele Menschen auf einmal – so können sie als Multiplikatoren größere soziale Aufmerksamkeit schaffen“, sagt Dijana Galijasevic. Gleichzeitig gibt es für Unternehmen viele Anlässe, einen positiven nachhaltigen Impuls zu setzen: „Ob beim Kauf eines Weihnachtsgeschenks, bei der Rechnungsstellung, beim Unterzeichnen eines Vertrages, beim Begrüßen eines neuen Mitarbeiters, als Geschenk für das Einschreiben für einen Newsletter – es gibt genug Aktionen, die man mit einer guten Tat verbinden kann.“

„Grow My Tree“ plant weitere Naturschutzprojekte

Was mit dem Pflanzen von Bäumen begann, soll nun unter dem neuen Namen ImpactHero deutlich ausgeweitet werden. Derzeit testet das Start-up Möglichkeiten, wie sich Plastikmüll am Nil einsammeln lässt. Als Kind habe sie immer von dem mythischen Fluss in Ägypten geträumt, erzählt Dijana Galijasevic, aber die heutige Realität sei schockierend: „Riesige Mengen Plastik landen im Nil, was die Lebensgrundlage der ansässigen Fischer bedroht und sowohl den Fluss als auch das Meer verschmutzt. Wir versuchen, dieses riesige Problem mit unserem Partnerprojekt zu bekämpfen.“

Als nächste Schritte sind das Reparieren von Korallen sowie Schulunterricht für benachteiligte Kinder geplant, sagt Dijana Galijasevic. „Unsere Vision ist ein Marktplatz, wo man verschiedene gute Taten einfach und günstig erstehen kann. So lässt sich mit geringen Aufwand Gutes tun – und gleichzeitig Bewusstsein für eine nachhaltige Lebensführung schaffen.“

Aus Liebe zur Natur

Ein Baum in Tansania zu Weihnachten, ein gesammeltes Kilo Plastikmüll als Werbegeschenk, eine restaurierte Koralle pro Online-Bestellung – was auf den ersten Blick ungewöhnlich wirkt, ist der Versuch, Umweltschutz von der Theorie in die Praxis zu bringen und für alle Menschen ganz einfach verfüg- und umsetzbar zu machen.

Und es scheint zu funktionieren: „Bis jetzt haben wir über 1,250.000 Millionen Bäume gepflanzt. Wir konnten Arbeit für die Menschen vor Ort zur Verfügung stellen und Land aufforsten. Aber es muss weitergehen. Wir wollen ein Bewusstsein für die globale Herausforderung schaffen, die uns allen bevorsteht. Es braucht viel Arbeit, um unseren Planeten zu retten – und wir müssen alle mit anpacken“, sagt Dijana Galijasevic.

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