Eine Frau schaut im Garten auf das begrünte Dach eines kleinen Holzhauses.
Ein Gründach ist ein Kleinbiotop, das sich positiv auf die Energieeffizienz eines Hauses auswirkt. Foto: Getty Images

Dachbegrünung

Warum ein Gründach so viel mehr als eine Oase fürs eigene Dach ist

16.02.2023 | Lesedauer: 5 Minuten

Lebensraum für Bienen und natürliche Klimaanlage

Ein Dachgarten galt früher als Inbegriff des exzentrischen Wohnluxus. Inzwischen ist er im ökologischen Mainstream angekommen, viele Architekt*innen und Stadtplanende denken die Dachbegrünung bei Wohnhäusern wie selbstverständlich mit.

Denn das Kleinbiotop auf der obersten Etage bietet viele ökologische Vorteile – nicht nur als Lebensraum für Bienen und andere Insekten, sondern auch in Bezug auf die Energieeffizienz eines Gebäudes. Die Vegetation wirkt wie eine natürliche Klimaanlage: Im Sommer kühlt sie, im Winter wirkt sie als Wärmedämmung.

Sie speichert zudem Regenwasser und kühlt bei dessen Verdunstung die Luft. Und nicht zuletzt kann sie sogar die Lebensdauer des Daches verlängern, da es besser vor Witterungseinflüssen geschützt wird. Zum Glück lässt sich so eine grüne Oase auf dem Dach auch mit wenig Aufwand selbst anpflanzen.

Ein hohes Wohnhaus in der Stadt, mit Bäumen auf dem Dach.
Der Dachgarten dient nicht nur zur Erholung, er kann auch die Lebensdauer eines Daches verlängern und die Luft kühlen. Foto: Adobe Stock

Das Gründach – aufs Gewicht kommt es an

Bei der Planung eines Gründachs sind zunächst ein paar Grundüberlegungen anzustellen. So eignet sich nicht jede Dachform gleich gut zur Bepflanzung. Am besten bepflanzen lassen sich Flachdächer, da bei ihnen keine Schub- und Erosionskräfte wirken.

Welche Art von Pflanzen ein solches Dach begrünen sollten, hängt von seiner Tragfähigkeit ab. Am besten sollte die nochmal von Expert*innen beurteilt werden.

Fachleute unterschieden grob zwischen drei Kategorien der Dachbepflanzung:

  1. Extensivbegrünung: Hierbei dürfen zwischen 60 und 150 Kilogramm Last pro Quadratmeter auf das Dach einwirken. Dieses Gewicht samt erforderlichem Substrat erreichen in der Regel Pflanzen, die mit sehr wenig Wasser auskommen – darunter Moose, Gras, Kräuter oder einfache Sedumarten wie Mauerpfeffer. Diese Art der Bepflanzung bietet Insekten Nahrung und Lebensraum und hat zugleich den Vorteil, dass sie kaum Pflege bedarf. Ideal ist diese Art der Begrünung etwa für Dächer von Garagen, Carports oder Gartenschuppen.
  2. Einfache Intensivbegrünung: Es dürfen 150 bis 200 Kilogramm Last pro Quadratmeter werden. Gut geeignet ist diese Art der Begrünung für kleinere Dachgärten. Stauden, Ziergräser oder kleine Gehölze können dort Platz finden. Es bedarf hier allerdings etwas mehr gärtnerischem Know-how, damit die Pflanzen sprießen und überleben.
  3. Intensivbegrünung: Hält ein Dach mehr als 200 Kilogramm Gewicht pro Quadratmeter aus, sind der gärtnerischen Gestaltung fast keine Grenzen gesetzt. Da auch mehrere Erdschichten Halt finden, können Bäume und hochwachsende Sträucher ihre Wurzeln ausstrecken, dazu können – je nach Geschmack und Budget – Teiche, Wege, Bänke oder Schaukeln kommen.
Ein Holzhaus, auf dessen Dach Begrünung ist.
So könnte eine Extensivbegrünung für das Garagendach aussehen. Foto: Getty Images

Für Neulinge am besten geeignet: das Garagendach

Intensivbegrünung ist, wie der Name schon sagt, mit deutlich mehr Einsatz verbunden als die Extensivbegrünung und bedarf oft dem Hinzuziehen von Fachleuten. Wer neu in das Gebiet einsteigt, entscheidet sich darum am besten für eine Extensivbegrünung. Zu beachten ist dabei, dass die Bedingungen für die ausgewählten Pflanzen am Standort des Daches gegeben sind, es etwa nicht zu sonnig oder schattig ist.

Schutzfolie und Drainage bewahren das Dach vor Schäden

Daneben ist eine funktionierende Drainage wichtig, damit überschüssiges Regenwasser abfließen kann. Auch sollte sichergestellt sein, dass die Bepflanzung das Dach nicht beschädigt. Grundlage jeder Dachbegrünung ist darum eine Schutzfolie, die das Dach vor dem Zugriff der Pflanzenwurzeln bewahrt. Hierfür gibt es spezielle Wurzelschutzfolien, aber auch eine einen Millimeter dicke Teichfolie tut den Dienst. Auf die Folie wird eine weitere Schutzlage gelegt, etwa ein Vlies.

Pflanzzeit beachten und am Anfang regelmäßig wässern

Anschließend folgt spezielle Dacherde aus dem Baumarkt. Sie enthält nur wenig Humus, damit Wasser gut abfließen kann und sich nirgends staut. Zuletzt kommen die Pflanzen aufs Dach – am besten als Flachballenstauden oder abgeschnittene Sprossen, die ausgestreut werden und dann selbstständig ans Substrat anwachsen. Pflanzzeit ist in der Regel März bis Juni und Anfang September bis November.

Direkt nach der Bepflanzung sollte das Dach zwei bis drei Mal pro Woche gewässert werden, bis die Wurzeln festen Halt gefunden haben. Das dauert in der Regel drei bis vier Wochen.

Fördermöglichkeiten und Zuschüsse gibt es reichlich

Da Immobilieneigentümer*innen mit der Begrünung einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, gibt es viele Zuschüsse und Fördermöglichkeiten für die eigene Dach-Oase.

Finanzielle Unterstützung leisten etwa die KfW oder zahlreiche regionale Hilfen wie das Karlsruher Programm „Grüne Höfe, Dächer und Fassaden für Karlsruhe“, das Kölner Programm „GRÜN hoch 3“, das Förderprogramm GründachPLUS der Investitionsbank Berlin und viele weitere.

 

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