Ein Porzellan-Sparschwein steht auf einem flachen Geldmünzen-Haufen, eine Blume wächst aus ihm heraus.
Immer mehr Verbraucher*innen möchten ihr Geld nachhaltig anlegen.

Geld anlegen

Grüne Geldanlagen: Investieren und Gutes tun

20.12.2022 | Lesedauer: 8 Minuten

Grüne Investitionen nehmen zu

Das eigene Geld möglichst umweltbewusst, ethisch und sozial verträglich anlegen und gleichzeitig eine attraktive Rendite erzielen – das klingt gut und vor allem absolut zeitgemäß. Immer mehr Menschen entscheiden sich für grüne Geldanlagen. Das Thema boomt regelrecht: Die Gesamtsumme sozialer und ökologischer Investments erreichte 2021 in Deutschland die neue Rekordmarke von 2,2 Billionen Euro, heißt es im Marktbericht 2022 des Forums für nachhaltige Geldanlagen. Das sind satte 16,7 Prozent am Gesamtmarkt.

Grüne Investitionen: Wer sind die Anleger*innen?

Erstaunlicherweise: immer mehr Privatanleger*innen. Diese fragen vermehrt nach verantwortungsvollen Möglichkeiten, ihr Geld anzulegen. Hier betrug das Plus an nachhaltig angelegtem Kapital Ende 2021 rund 230 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Insbesondere jüngere, digitalaffine Menschen zeigen hohes Interesse an nachhaltigen Anlageprodukten. Dies ist nicht allzu überraschend – schließlich sind sie diejenigen, die mit den Auswirkungen der Klimakrise leben und leben müssen. Ihr Tatendrang, mit jeglichen (finanziellen) Mitteln eine Veränderung herbeizuführen, ist hier besonders groß.

Nachhaltig investieren: Erste Überlegungen und Beratung

Im Dickicht der Angebote ist es nicht gerade einfach, den Durchblick zu behalten – oder überhaupt erstmal einen zu bekommen. Viele Anlage-Interessierte entscheiden sich daher für eine professionelle Beratung. Laut EU-Verordnung 8/22 ist es für Berater*innen verpflichtend, dass sie Anleger*innen explizit fragen, ob sie ihr Geld nachhaltig investieren wollen.

Bevor man einen Termin zur Beratung vereinbart, sollte man gewisse Dinge für sich geklärt haben:

  • Im ersten Schritt sollte sich jede*r überlegen, was er oder sie unter dem Begriff „Nachhaltigkeit“ überhaupt versteht. Dann gilt es, zu prüfen, ob ein Produkt diese Erwartungen erfüllen kann.
  • Im zweiten Schritt sollte man wissen, ob man jederzeit auf sein investiertes Geld zugreifen können will, oder ob man für eine bestimmte Zeit darauf verzichten kann.
  • Dann gilt es, die eigene Risikofreudigkeit abzuschätzen. Wieviel Sicherheit vor Werteschwankungen und Verlusten möchte man? Würde man für die Aussicht auf mehr Rendite ein höheres Risiko eingehen?
  • Zu guter Letzt sollte man sich fragen, wie hoch die Kosten sein dürfen. Die Gesamtkostenquote nachhaltiger Fonds liegt durchschnittlich etwas höher als bei Konventionellen – doch dieses Mehr an Kosten ist mit einem Plus an positiver Wirkung auf Umwelt & Co. verbunden.

Viele Verbraucher*innen sind bei nachhaltigen Investments skeptisch, was die Rendite betrifft. Doch: Studien zeigen, dass Firmen, die nachhaltig wirtschaften, im Vergleich zum Gesamtmarkt profitabler arbeiten. Zudem schwanken ihre Aktienwerte weniger.

Drei Menschen stehen an einem Tisch mit Modellen für nachhaltige Immobilien und halten ihre Hände aufeinander.
Nachhaltig Geld anlegen: Ein Investment in die grüne Zukunft. Foto: Adobe Stock

Gibt es Standards für nachhaltige Geldanlagen?

Bei grünen Investments achten die Anleger*innen nicht nur auf eine gute Rendite, sondern eben besonders auch auf Faktoren, die Klima und Umwelt sowie Mensch und Gesellschaft zugutekommen.

So sind vielen Anleger*innen beim Investieren ökologische und soziale Aspekte, aber auch die Kontrollprozesse in einem Unternehmen wichtig. Diese drei Faktoren werden unter dem Label ESG zusammengefasst: E=Environment, S=Social, G=Governance. Unternehmen mit diesem Siegel engagieren sich besonders im Umweltbereich (z.B. Energieverbrauchsreduzierung, Ressourcenschutz), im Sozialbereich (z.B. gute Arbeitsbedingungen, Gesundheitsschutz) und sie verfolgen eine ethische Unternehmensführung (z.B. klare Compliance, keine Korruption). ESG ist zwar eine Art Gütesiegel für die Finanzbranche, jedoch kein einheitlicher Standard.

Bislang fehlt es nämlich an einer einheitlichen Definition dafür, was nachhaltige Geldanlagen genau sind. Begriffe sind nicht geschützt, es gibt keine Mindeststandards und kein marktabbildendes Verbraucherlabel. Im Prinzip könnte eigentlich jedes Finanzprodukt mit Label wie „ökologisch“, „grün“, „sozial“ usw. beworben werden. Nicht immer sind die Abgrenzungen so eindeutig. Kann ein Autohersteller überhaupt grün sein? Für Laien ist es schwer, die Nachhaltigkeit eines Weltkonzernes zu beurteilen.

Typische grüne Investment-Strategien

Wie treffen Anbieter*innen nachhaltiger Finanzprodukte ihre Auswahl? Man kann hier zwischen verschiedenen Ansätzen unterscheiden:

Einige Fonds und Indizes schließen Unternehmen von vornherein aus, die in umstrittenen Branchen tätig sind, die also zum Beispiel Waffen, Alkohol oder Tabak herstellen oder mit Glücksspiel zu tun haben. Das läuft unter dem Ausschlussprinzip.

Andere Fonds wählen wiederum nach Positivkriterien aus. Hier wird gezielt festgelegt, in welche nachhaltigen Branchen investiert werden soll, wie etwa in erneuerbare Energien.

Beim normbasierten Screening kommen nur Investments infrage, die sich an bestimmte Richtlinien halten (z.B. Leitsätze der OECD oder UN).

Die Stimmrechtsausübung ermöglicht es Aktionär*innen, die Geschäftstätigkeiten einer Firma zu beeinflussen (i.d.R. bei der Hauptversammlung). Beim Engagement nehmen sie direkt Einfluss auf die Nachhaltigkeitsstrategie.

Der Ansatz Best-in-class fokussiert sich auf die nachhaltigsten Unternehmen einer Branche, ohne dabei einzelne Branchen auszuklammern.

Beim Impact Investing wird die nachhaltige Wirkung gemessen und den Investierenden transparent zugänglich gemacht.

In der Praxis werden die Ansätze oft in Form von Fonds kombiniert.

Ein Mann steht in einem Feld vor Windrädern.
Einige Fonds investieren Geld in zukunftsbrachen wie die der erneuerbaren Energien. Foto: Getty Images

Einige grüne Geldanlagen im Überblick

Der Markt hat sich deutlich verändert, mittlerweile gibt es viel mehr Möglichkeiten, das eigene Geld nachhaltig anzulegen.

1. Immobilienfonds

Das zeigt etwa das Beispiel Immobilienfonds: Diese zählten 2020 noch überhaupt nicht zu den nachhaltigen Geldanlagen. Doch mittlerweile hat sich auch hier ein Markt mit offiziellen ESG-Bewertungskriterien gebildet. Immobilien sind für 40 Prozent des CO2-Ausstoßes verantwortlich – mit Investitionen in nachhaltige Gebäude kann dem entgegengewirkt werden.

2. Banken

Auch bei Banken mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit ist der Wandel feststellbar. Weitere Finanzinstitute haben strenge Nachhaltigkeitskriterien in das gesamte Bankgeschäft integriert. 2021 summierten sich ihre Kund*innen-Einlagen auf insgesamt 45,8 Milliarden Euro. Das entspricht einem Wachstum von rund sechs Prozent.

3. ETF (Exchanged Traded Funds)

Das Verbraucherportal Finanztip rät, in ETF zu investieren. ETF sind günstige Aktien-Indexfonds. Kosten und Gebühren fürs aktive Management gibt es nicht; lediglich ein geringer Satz an laufenden Verwaltungskosten (TER) fällt an. Dieser wird jedoch von Jahr zu Jahr weniger. Man investiert in eine Vielzahl an Unternehmen mit nachhaltigen Intentionen. So verteilt sich auch das Anlagerisiko.

4. Mikrofinanzfonds

Diese Fonds finanzieren Kleinstkredite, über die sich Menschen in ärmeren Ländern dann ihr eigenes Business aufbauen können. Für viele ärmere Menschen sind sie die einzige Option, sich Geld zu leihen – ohne Mikrofinanzfonds würde so manch eine Farm in Peru oder so manch ein Lebensmittelladen in Bangladesch gar nicht existieren.

5. Energiewende-Investments

Eine weitere Möglichkeit ist es, direkt in Windanlagen oder Unternehmen zu investieren, die sich für die Verkehrswende oder Energiewende starkmachen. Dies ist aber zugleich riskant und sollte nur mit Geld gemacht werden, welches zusätzlich zur Verfügung steht, also auf das im schlimmsten Fall verzichtet werden kann. Denn bei einer Insolvenz des Unternehmens ist das Geld weg, auch wenn zuvor hohe Renditen versprochen wurden.

Doch auch bei nachhaltigen Geldanlagen gilt: Niemals alles auf eine Karte setzen, sondern besser das Vermögen streuen. Und nie etwas kaufen, das man selbst nicht versteht.

Mit dem eigenen Geld etwas bewirken

Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und Rendite müssen keine Widersprüche sein – die Faktoren können sich gegenseitig verstärken. Mit der richtigen Recherche bieten grüne Investments Privatanleger*innen die Möglichkeit, langfristig etwas für die kommenden Generationen zu verändern und einen positiven Impact für Umwelt und Gesellschaft zu schaffen. Die Zeit, um dies anzupacken, ist jetzt.

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