Blick auf die Weltkugel bei Nacht. Es sind viele Lichter zu sehen
Helle Nacht: Die globale Lichtverschmutzung steigt jährlich um zwei bis drei Prozent. Foto: Getty Images

Lichtverschmutzung

Die Schattenseiten des nächtlichen Lichts

20.09.2022 | Lesedauer: 6 Minuten

Was ist Lichtverschmutzung?

Lichtverschmutzung meint die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen, deren Licht in die Atmosphäre strahlt. Das natürliche Licht wird also durch künstliches Licht verschmutzt. Man spricht daher auch von Lichtsmog.

Die Lichtverschmutzung steigt weltweit

Die Lichtverschmutzung nimmt jedes Jahr zu: Weltweit aktuell um rund 2 bis 3 Prozent, in Europa sogar um 5 bis 6 Prozent pro Jahr. Deutschland liegt unter den 20 OECD-Staaten mit einem Anstieg von rund 4,5 Prozent auf Platz vier.

Fabio Falchi, der seit mehr als 25 Jahren die Lichtverschmutzung erforscht, veröffentlichte 2016 den „World Atlas of Light Pollution“, den „Weltatlas der Lichtverschmutzung“. Aus diesem geht hervor, dass mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung unter lichtverschmutztem Himmel leben. In den USA und Europa sind es sogar 99 Prozent der Bevölkerung.

Dieser Trend setzte Ende des 19. Jahrhunderts mit der Erfindung der elektrischen Beleuchtung ein, und wächst seither mit jeder neuen Straßenlaterne und Leuchtreklame, mit jedem zur Zierde angestrahlten Gebäude oder Vorgarten.

Problematisch sei laut Paten der Nacht – einer gemeinnützigen Organisation, die auf die Negativwirkungen von Lichtverschmutzung aufmerksam machen möchte – insbesondere, dass elektrisches Licht heute längst nicht mehr nur aus Gründen der Sicherheit eingeschaltet wird. „So werden Häuser, Gebäude, Kirchtürme, Fassaden und Brücken dauerbeleuchtet sowie Bäume, Sträucher, Hecken, Gärten und Teiche mit hellem Licht in Szene gesetzt. Immer mehr und immer länger. Durch diesen ‚Beleuchtungswahnsinn‘ im Dauermodus werden Unmengen an Licht – auf direktem, aber auch indirektem Weg – nutzlos in die Landschaft und in den Himmel gestrahlt. Das Ganze kommt Heizen bei offenem Fenster gleich. Pure Verschwendung also. Und unsere Nächte werden heller und heller“, schreibt die Organisation auf ihrer Internetseite.

In Großstädten wie Berlin ist die Lichtverschmutzung am deutlichsten erkennbar. Foto: Getty Images

Wo in Deutschland ist die Milchstraße noch mit bloßem Auge erkennbar?

Wie hell oder dunkel der nächtliche Himmel in einer bestimmten Region ist, wird mit der sogenannten Bortle-Skala angegeben. Entwickelt nach dem US-amerikanischen Astronomen John Bortle macht sie die Güte und Dunkelheit des Nachthimmels beschreibbar, zeigt also das Ausmaß der Lichtverschmutzung eines astronomischen Beobachtungsstandorts an. Unterschieden wird in 9 Klassen:

  • Klasse 1: extrem dunkel (Wüste, Urwälder, offenes Meer)
  • Klasse 2: sehr dunkel (Gebirge)
  • Klasse 3: Land
  • Klasse 4: Übergang Land/Vorstadt
  • Klasse 5: Vorstadt
  • Klasse 6: helle Vorstadt
  • Klasse 7: Übergang Vorstadt / Stadt
  • Klasse 8: Stadt
  • Klasse 9: Innenstadt

Die besten Nachthimmel in Deutschland erreichen gerade einmal noch Klasse 3 – sie sind in wenigen Regionen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern oder Niedersachsen zu finden. Hier lässt sich die Milchstraße noch mit bloßem Auge erkennen.

Warum ist Lichtverschmutzung problematisch?

Forscher weltweit appellieren, Lichtverschmutzung als Umweltbelastung ernster zu nehmen. Die Auswirkungen dürften nicht unterschätzt werden. Das betrifft einerseits die steigenden CO2-Emissionen durch den wachsenden Energieverbrauch. Andererseits hat die Lichtverschmutzung auch Auswirkungen auf Mensch und Tiere.

Auswirkungen auf den menschlichen Organismus

Das künstliche Licht hat Auswirkungen auf unseren Schlaf. Mit einsetzender Dunkelheit erhöht der menschliche Körper die Produktion des schlaffördernden Hormons Melatonin. Helligkeit bremst die Produktion. Sich bis zum Schlafengehen im beleuchteten Wohnzimmer aufzuhalten und auf einen Bildschirm zu schauen, kann zu Schlafstörungen und verzögertem Einschlafen führen.

Auch künstliches Licht, dass etwa durch Straßenlaternen ins Schlafzimmer scheint, stört unseren guten Schlaf. Denn die Augenlieder sind so zart, dass sie Licht kaum filtern können. Selbst, wenn uns die Lichtverschmutzung nicht weckt, ist unser Schlaf weniger erholsam.

Köln bei Nacht – schön, aber nicht dunkel. Foto: Getty Images

Auswirkungen auf die Tierwelt

Mehr als 60 Prozent aller Lebewesen sind nachtaktiv. Künstliches Licht blendet und irritiert sie.

Es kommt zu Verhaltens­änderungen, Verschiebungen von Räuber-Beute-Beziehungen und Dezimierungen von Lebens­räumen und/oder Beständen

warnt die gemeinnützige Organisation „Paten der Nacht“.

Für Insekten ist die Lichtverschmutzung besonders folgenreich: Schätzungen zufolge sterben allein an Deutschlands Straßenlaternen jeden Sommer 100 Milliarden Insekten. Die Anzahl fliegender Insekten sei in den vergangenen drei Jahrzehnten um fast 80 Prozent zurückgegangen, so „Paten der Nacht“. Die Lichtverschmutzung sei einer der Hauptgründe. Ihr zahlenmäßiger Rückgang und die Irritation, die durch künstliches Licht ausgeht, hält die Insekten von der Bestäubung ab, was letztlich das gesamte Ökosystem bedroht.

Das können wir gegen Lichtverschmutzung tun

  1. Jalousien schließen: Das mindert zwar nicht den Stromverbrauch, hilft aber den Tieren. Denn strahlt die abendliche Wohnzimmerbeleuchtung nicht nach draußen, bleibt es dort dunkler und Tiere werden nicht irritiert.
  2. Licht aus, wenn es nicht gebraucht wird: Ab spätestens 22 Uhr sollte Außenlicht generell abgeschaltet werden. Hier helfen Bewegungsmelder und Zeitschalter. Außenlicht zu dekorativen Zwecken sollte generell vermieden werden.
  3. Lichtintensität bei Außenbeleuchtung senken: Für die Außenbeleuchtung sollten Leichtmittel mit möglichst geringen Lumen-Werten zum Einsatz kommen.
  4. Licht nach unten richten: LED-Reflektorlampen oder abgeschirmte Gehäuse verhindern, dass das Licht zur Seite oder nach oben entweicht. Das führt auch dazu, dass die Lampen das Licht besser bündeln und weniger starke Birnen verwendet werden müssen.
  5. Licht so tief wie möglich montieren: Dadurch entsteht weniger Blendung und die Streuverluste in die Umgebung werden reduziert.

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