Die Nahrungsproduktion macht unserem Planeten zu schaffen
Die globale Lebensmittelproduktion bedroht unser Klima und die Ökosysteme. Sie benötigt derzeit 70 Prozent des Süßwassers und 40 Prozent der Landfläche. Sie ist für 30 Prozent der weltweiten Emissionen von Treibhausgasen verantwortlich. Mehr als die Hälfte dieser Emissionen stammt aus der Herstellung von Fleisch- und Milchprodukten.
Etwa drei Milliarden Menschen, das sind 40 Prozent der Weltbevölkerung, sind mangelernährt, 2,1 Milliarden Erwachsene wiederum übergewichtig. Prognosen zufolge sollen im Jahr 2050 zehn Millionen Menschen auf der Erde leben.
Wie schaffen wir es, dass bis dahin (und darüber hinaus) gesunde Lebensmittel für alle da sind? Dass die Menschen sich vernünftig ernähren und der Planet nicht zerstört wird?
Diesen Fragen ging eine Reihe an Forscher*innen auf den Grund. Ihr gemeinsames Ziel war es, eine wissenschaftliche Basis für einen Wandel des weltweiten Ernährungssystems zu entwickeln. Herausgekommen ist ein Referenzrahmen für eine umweltgerechte und ausgewogene Ernährung: die „Planetary Health Diet“.
Die Planet-Diät: Essen und Erde schützen – für die westliche Welt eigentlich kein Problem
Eine Ernährungsweise, die gut für uns ist und zugleich Tiere, Pflanzen, Böden und Klima schont – das ist das Konzept der „Planetary Health Diet“. Entwickelt wurde die Strategie von der EAT-Lancet-Kommission, die von der gemeinnützigen europäischen Organisation EAT und dem medizinischen Fachblatt The Lancet berufen wurde.
In dem 37-köpfigen Zusammenschluss sitzen internationale Expert*innen für Ernährung, Agrarwissenschaft, Klimaschutz, Wirtschaft und Politik. Für ihr Vorhaben stützten sich die Forscher*innen insbesondere auf Daten aus der Gesundheitsforschung, anerkannten Ernährungsempfehlungen und umfassenden Literaturrecherchen. Das Ergebnis zeigte: Eine Ernährungsanpassung ist – insbesondere in der westlichen Welt – eigentlich nicht allzu schwierig und hat enormes Potenzial, die Gesundheit von Erde und Menschen zu schützen.
Mit der Planetary Health Diet will die EAT-Lancet-Kommission vor allem:
- Hungersnöte eindämmen
- Zivilisationskrankheiten reduzieren
- den Ausstoß von Treibhausgasen verringern
- die Artenvielfalt erhalten
- die Wasserknappheit bekämpfen
- und den Ackerflächenausbau stoppen.
Den Expert*innen zufolge ließen sich mit der Ernährungsform rund 11 Millionen vorzeitige Todesfälle durch ernährungs(mit)bedingte Erkrankungen wie Diabetes vermeiden.
In den Fokus rücken sie hier auch die „planetary boundaries“, die ökologischen Belastungsgrenzen der Erde. Sie machen darauf aufmerksam, dass diese schon bald überschritten wären. Der Mensch könne dann weder sicher auf der Erde leben noch sich gesund ernähren. Zu den Schlüsselbereichen zählen hier: CO2-Ausstoß, Landnutzung, Wasserverbrauch, Stickstoff- und Phosphoreinsatz und Verlust der Biodiversität.
Planetary Health Diet: Was hält der Speiseplan der Zukunft parat?
Die Planetary Health Diet sieht eine durchschnittliche Kalorienzufuhr von 2.500 kcal pro Person und Tag vor. Die Ernährungsweise vertritt einen flexitarischen Ansatz mit einem hohen pflanzenbasierten Anteil, der um tierische Erzeugnisse ergänzt wird. 80 Prozent der täglichen Energiezufuhr soll pflanzlich sein – Vollkorngetreide, Gemüse, Obst, Nüsse, Knollen, Hülsenfrüchte und ungesättigte Fette stehen ganz oben auf dem Speiseplan. Aber auch Fisch, Milchprodukte, Eier, Geflügel und Rindfleisch dürfen in Maßen verzehrt werden.
Damit der Planet nicht leidet, müsste der Konsum von Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen im Vergleich zu unseren derzeit vorherrschenden Ernährungsstandards in etwa verdoppelt werden, der Verzehr von Fleisch und Zucker dagegen halbiert.