Foto: Plasticycle

Plasticycle

Bildungsprojekt zeigt, wie aus altem Kunststoff neue Produkte werden

27.09.2022 | Lesedauer: 4 Minuten

Kunststoff findet sich mittlerweile überall – selbst an den entlegensten Orten der Welt. Bis zu 450 Jahre benötigt eine Kunststoffflasche, bis sie sich in Mikroplastikpartikel zersetzt hat. Die Welt, so könnte man es überspitzt formulieren, mutiert zu einem riesigen Planeten aus Plastik – wenn wir unser Verhalten nicht ändert.

Kunststoff: Viel zu schade zum Wegwerfen

Eben diese globale Verhaltensänderung möchte Simon Kux vorantreiben. Den Menschen, vor allem jungen Menschen, zeigen, welchen Konsequenzen der Konsum von Wegwerfprodukten hat. Verpackungen von Gemüse sind so ein Beispiel oder die Kaffeebecher zum Mitnehmen. Es ist schade und fatal, Kunststoff einfach in den Hausmüll zu werfen, meint Kux. Stattdessen sollte man ihn sammeln und wiederverwerten.

Der Produktdesigner hat überlegt, wie er einfach und für jedermann verständlich zeigen kann, wie aus altem Plastik etwas Neues entstehen kann. Das Ergebnis ist das Projekt Plasticycle. So nennt Kux seine Bildungsarbeit in Hannover.

Flüssiger Kunststoff wird aus einer Maschine gepresst.width

Thermoplastische Kunststoffe lassen sich bei Wärme verformen. So kann aus Plastikmüll etwas Neues entstehen. Foto: Plasticycle

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Plasticycle macht aus Kunststoff-Müll zum Beispiel neue Karabinerhaken. Foto: Plasticycle

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Auf diese Weise wird Plastikmüll recycelt. Foto: Plasticycle

Verschiedene Geräte zeigen den Recyclingprozess

Was mit einer rollenden Radfabrik, die zu Bildungseinrichtungen fährt, begann, ist heute weitaus mehr. Am Platzprojekt in Hannover-Linden steht ein ganzer Recycling-Maschinenpark, der die Verarbeitung von Thermoplastischen Kunststoffen veranschaulicht, also Kunststoffen, die sich bei Wärme verformen lassen. Ein Industrieprozess, der auf eine handwerkliche Ebene geführt wurde.

Rezyklate heißen die zerkleinerten Kunststoff-Granulate aus denen sich dann neue Produkte herstellen lassen – Schlüsselanhänger beispielsweise. 140 Kilogramm Kunststoff hat das Plasticycle Projekt auf diese Weise vergangenes Jahr wieder in den Kreislauf zurückgeführt, also recycelt. „Das mag wenig klingen, aber wenn die Menschen etwas im Kleinen nicht tun, dann tun sie es im Großen auch nicht“, meint Kux.

Niederländer Dave Hakkens gründete weltweite Bewegung

Das Plasticycle-Projekt ist Teil einer Bewegung, die sich „Precious Plastic“ nennt, gegründet 2013 von dem Industriedesigner Dave Hakkens in Eindhoven. Die Bewegung entwirft Maschinen, die unkompliziert zu bauen sind, wenig kosten und in jede Garage passen – Schredder zum Beispiel oder Kunststoffpressen. Tausende dieser Maschinen wurden mittlerweile weltweit mit Hilfe der kostenlosen Baupläne geschaffen und so kann jeder, der will, sich an dem Kampf gegen den Plastikberg beteiligen.

Derzeit liegt die Recyclingquote von Plastikverpackungen weltweit bei nur 14 Prozent, 40 Prozent landen auf Mülldeponien und 14 Prozent in Verbrennungsanlagen. Die restlichen 32 Prozent verbleiben einfach in der Umwelt. Im Gegensatz zu anderen Rohstoffen ist es oft günstiger, Plastik neu herzustellen als ihn zu recyclen. „Es fehlt, anders als bei Holz oder Metall, das Bewusstsein für Plastik als wertvollen Werkstoff“, sagt der Industriedesigner Kux, der heute als Lehrbeauftragter im Studiengang Produktdesign arbeitet.

„Radikal wäre ein völliges Verbot der Produktion von neuem Kunststoff“, sagt er. Denn dann wäre es notwendig, den bestehenden Kunststoff zu sammeln und zu recyclen. Denn im Grunde gibt es bereits ausreichend Kunststoff auf der Welt. Es müsste eben nur aufgearbeitet und wiederverwendet werden. Im Kleinen und im Großen.

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