Eine Person kauft Obst in einem kleinen Supermarkt ein.
Wer bei Robinhood einkauft, spendet automatisch Geld für den guten Zweck. Foto: Robinhood

Robinhood Store

Ein Supermarkt, der seine Gewinne dem Klimaschutz spendet

28.12.2022 | Lesedauer: 4 Minuten

Kämpfer der sozialen Gerechtigkeit

Im brandenburgischen Eberswalde und in Berlin-Neukölln wird das Einkaufen neu gedacht. Doch diesmal geht es nicht wie so oft derweil um hoch technologisierte Shopping Experiences, sondern um die globale Umverteilung von Geld – angestoßen von einem Bioladen.

Wer im Robinhood-Store Tomaten, Limonade, Toilettenpapier oder Bodylotion einkauft, setzt sich ganz nebenbei für soziale Gerechtigkeit ein. Denn die Gewinne fließen nicht in die Geldbörsen von Investor*innen, sondern zu jenen, die es dringend benötigen. Das Gründungsteam will mit seinem Konzept ein antikapitalistisches Wirtschaftssystem etablieren; die Gewinne setzen sie für den guten Zweck ein.

Vorbild der Gründer*innen war kein Geringerer als Namenspatron Robin Hood. Von den Reichen „nehmen“, den Armen geben – das ist ihre Mission.

Mit Kichererbsen und Kaffee gegen Klimawandel und Armut

29 Cent jedes ausgegebenen Euros landen laut Unternehmen als Profit in den Taschen von Investor*innen. Keine Option für Robinhood: Der Laden will das Geld seiner Kundschaft anders nutzen und spendet 100 Prozent seiner Gewinne an zwei wohltätige Organisationen:

  • An Give Directly, eine NGO, die extreme globale Armut bekämpft.
  • Und an Cool Earth, eine NGO, die sich für Klimaschutz einsetzt.

Im Jahr 2021 hat der Biosupermarkt insgesamt 6.400 Euro an die beiden Projekte spenden können. Als Gewinn wird hier das Geld definiert, das übrigbleibt, wenn Fixkosten, Löhne und Gelder zur Reinvestition und Unternehmensexpansion abgezogen sind.

Ein Mann arbeitet im Supermarkt.
Voller Einsatz für eine weltweit gerechte Verteilung von Wohlstand. Foto: Robinhood

Die Community als Herzstück

Eine wichtige Rolle nimmt bei Robinhood die engagierte Community ein. Wer will, kann sich diesem genossenschaftlich orientierten System anschließen. Als Mitglied hilft man dann entweder unentgeltlich für drei Stunden im Monat im Laden aus oder man zahlt einen Beitrag. Produkte gibt es zum „Solipreis“ 15 Prozent günstiger – so erhalten die Unterstützer*innen ihren Einsatz quasi in Raten zurück. Die Inanspruchnahme dieses Rabattes ist freiwillig, viele Ehrenamtliche lassen das Geld lieber den Projekten zukommen. Wer mehr mitarbeitet, erhält einen bedarfsorientierten Lohn, der eine Obergrenze hat.

Die Mitgliedschaften verleihen Robinhood finanzielle Sicherheit, denn die Community-Mitglieder sind gleichzeitig auch Stammkund*innen. Mittlerweile zählt die Community mehr als 1.000 Mitglieder.

Und wer einmal in einem Laden war, merkt, dass es hier auch viel ums Persönliche geht, um die gemeinsame Mission, um etwas Radikales. Es ist für sie keine entfremdete Arbeit, sondern ein herzliches Gemeinschaftsprojekt, für das jede*r Einzelne seinen*ihren Beitrag leistet. Man lernt sich bei gemeinsamen Schichten kennen, tauscht sich aus, denkt bestehende Systeme neu. Aktivismus zwischen Gemüse und Naturkosmetik sozusagen.

Ein Bioladen-Team posiert mit Inventur-Scannern im Geschäft vor Regalen.
Ein Teil der Bewegung bei der Inventur. Foto: Robinhood

Eine neue Art zu wirtschaften

Transparente Lieferketten, Fairtrade, Non-Profit, regionale Produkte und Bio-Lebensmittel. Flache Hierarchien, Eigenverantwortung und Raum für Mitgestaltung im Unternehmen selbst. Robinhood hat mit seinem Konzept den Zahn der Zeit getroffen.

Profit und Wachstum als reinen Selbstzweck einer Unternehmung – das lehnt das Team konsequent ab. Robinhood will eine andere Art des Wirtschaftens, eine, die dafür da ist, „globale Probleme zu lösen, anstatt sie zu verursachen“. Die Bewegung will nicht mehr und nicht weniger als den Kapitalismus überwinden.

Würden nur 3,4 Prozent der Unternehmen weltweit ihre Gewinne spenden, gäbe es keine extreme Armut mehr auf der Welt, so Robinhood. Ihr großes Ziel ist, dass Wohlstand weltweit gerecht verteilt und die Klimakrise gestoppt wird – dafür wollen sie mit ihren beiden Läden Inspiration für andere Wirtschaftsakteur*innen sein.

Vielleicht erreichen sie mit ihrer Mission des solidarischen Wirtschaftens ja genau die richtigen 3,4 Prozent. Und hoffentlich noch mehr.

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