Was Verbraucher*innen über nachhaltige Reise-Labels wissen sollten

Modernes Umweltbewusstsein in der Reisebranche

Immer mehr Menschen ist es eine Herzensangelegenheit, umweltbewusst zu reisen und nachhaltige Unterkünfte zu buchen. 78 Prozent der internationalen Reisenden gaben im Jahr 2022 an, im Folgejahr mindestens einmal in einer nachhaltigen Herberge nächtigen zu wollen, so eine Statista-Studie.

Da Reisende zunehmend nach grünen Hotels, Touren & Co. suchen, wächst der Konkurrenzdruck unter den Anbieter*innen. Viele schmücken sich also mittlerweile mit Siegeln, die Nachhaltigkeit versprechen. Doch: Wie können Verbraucher*innen sicher sein, dass die Anbieter*innen tatsächlich umweltfreundlich sind und kein Greenwashing betreiben?

Augen auf bei der Recherche

Zunächst sei gesagt: Es gibt keine übergeordnete offizielle Stelle, die Siegel verleiht und prüft. Begriffe wie „Öko-Lodge“ oder „Bio-Hotel“ sind zudem nicht geschützt. Antje Monshausen von Tourism Watch, einer Abteilung der Hilfsorganisation Brot für die Welt, sagt, man gehe weltweit aktuell von rund 150 Siegeln aus, die zum Teil miteinander konkurrieren. Das macht das Bestreben, den Durchblick im Siegeldschungel zu behalten, natürlich nicht einfacher.

Trotzdem haben Verbraucher*innen die Möglichkeit, herauszufinden, ob ein Angebot nachhaltig ist oder nicht. Dafür ist war ein wenig Eigeninitiative nötig, doch letztendlich zahlt sich diese Extra-Recherchearbeit aus.

Diese Aspekte sollten Reisende beim Buchen berücksichtigen:

1. Bei Umwelt-Gütesiegeln sollte man unbedingt darauf achten, dass ein Unternehmen sich dies nicht selbst ausgestellt hat. Denn wenn kein*e extern*e Gutachter*in das Siegel überprüft und keine unabhängige Stelle das Siegel vergeben hat, ist das Angebot schlichtweg nicht vertrauenswürdig. Idealerweise hat eine akkreditierte Stelle das Siegel/Zertifikat ausgestellt und überprüft dies in regelmäßigen Abständen.
2. Bei einem sehr günstigen Angebot unbedingt genau hinschauen. Nachhaltige Unterkünfte bieten in der Regel keine Dumping-Preise an.
3. Einige Buchungsplattformen zeichnen Herbergen mit Nachhaltigkeits-Tags aus. Auch hier lautet die Devise: Draufklicken und durchlesen, was damit gemeint ist. Oft fallen darunter nur „Basics“ wie Recycling-Mülltonnen, die – zumindest in Deutschland – gang und gäbe sind.
4. Die Nachhaltigkeitskriterien sollten auf der Website transparent sein, das heißt, öffentlich zugänglich und leicht verständlich.
5. Im Idealfall hat ein Siegel alle Dimensionen von Nachhaltigkeit miteinbezogen. Dazu zählen Umweltschutz sowie soziale, wirtschaftliche und kulturelle Aspekte.
6. Und nicht zu guter Letzt: Viele Unterkünfte haben kein Umweltsiegel, sind aber trotzdem nachhaltig. Nachfragen lohnt sich!

Einige verlässliche Siegel im Überblick

Tourism Watch bei Brot für die Welt, Ecotrans e.V., Fairunterwegs und Naturfreunde Internationale / Respekt  haben kürzlich zum vierten Mal den „Wegweiser durch den Labeldschungel“ veröffentlicht, der 24 Labels empfiehlt. Einige aus ihrer Sicht glaubwürdige Siegel sind die folgenden drei.

Das TourCert-Siegel ist eine CSR-Zertifizierung für nachhaltigen Tourismus, welches vom gemeinnützigen Verein TourCert ausgestellt wird. Die Maßstäbe sind sehr hoch: Unter anderem sind Kurzstreckenflüge nicht gestattet und die Beschäftigten im Urlaubsland müssen fair bezahlt werden.

Ebenso können sich Verbraucher*innen auf das Zertifikat von Green Globe verlassen. Das US-amerikanische Unternehmen prüft unabhängig ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Nachhaltigkeit und vergibt das Zertifikat an Herbergen, Caterer und viele weitere Tourismusanbieter*innen.

Und in der Europäischen Union ist das EU Ecolabel ein vertrauenswürdiges Siegel. Das offizielle Umweltzeichen der Europäischen Kommission zeichnet zum Beispiel Hotels oder Jugendherbergen aus.